An der Uni haben wir gelernt, dass bei Atemwegsproblemen immer auch das Umfeld beleuchtet werden muss. Welche störenden Einflüsse können zum vermehrten Auftreten von Husten, Schnupfen oder Fieber führen oder diese begünstigen? In der Nutztierpraxis wird der Stall begutachtet, auf Zugluft geschaut, die Besatzdichte kontrolliert usw. Entsprechende Verbesserungen und Unterstützungen mit Phytotherapeutika führen in aller Regel zu messbaren Erfolgen, wie in diesem Artikel eindrucksvoll beschrieben.
Zwei eindrückliche Fälle aus meiner Praxistätigkeit sind mir in sehr guter Erinnerung, die mir zeigen, dass eine Umfeldanalyse durchaus auch bei unseren Klein- und Heimtieren sinnvoll und zielführend sein kann.
Hausbesuch nach der Sprechstunde in einer Mietwohnung, 2. Stock, Altbau. Es ging um eine Katze. Beim Öffnen der Wohnungstür bin ich gleich 2 Schritte rückwärtsgegangen, weil eine beißende Qualmwolke aus der Wohnung entwich. In der Wohnung war die Sicht vergleichbar mit einer gutbesuchten, nahezu fensterlosen Eckkneipe vor dem Rauchverbot. Auf dem Wohnzimmertisch war für den gemütlichen Fernsehabend vorgesorgt. Eine riesige Salat- oder Chips-Schüssel stand bereit, randvoll gefüllt mit Glimmstengeln, dazu Feuerzeug und Ascher. So viele Zigaretten habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Erschreckend, was einige Menschen sich selbst und ihren Tieren zumuten. Von Kindern ganz zu schweigen. Ich fand es immer schon abstoßend, wenn die Perserkatze aus der Box geholt wurde und der Behandlungsraum gleich den Geruch von kaltem Rauch annahm. Jetzt wusste ich auch, wie dieses Phänomen zustande kam…
So eindrücklich der Hausbesuch für mich war - das eigentliche Problem der Katze weiß ich nicht mehr. Aber egal ob Atemwegserkrankung, Niereninsuffizienz oder was auch immer – ein solches Umfeld erlaubt keine Heilung, sondern bewirkt oder verschlimmert durch toxische Stoffe, oxidativen Stress und hypoxische Zustände mit Sicherheit jedes Krankheitsgeschehen.
Im zweiten Fall ging es um drei Britisch Kurzhaar aus einem sehr gepflegten Haushalt. In unterschiedlichem Ausmaß zeigten alle Tiere immer wieder Anzeichen vermeintlicher Infektionen. Einmal tränten der jüngsten die Augen mit geröteten Konjunktiven, der zweiten tropfte seröses Sekret aus der Nase, verbunden mit aktivierten Mandibularlymphknoten, die dritte hustete und röchelte aufgrund einer Bronchitis/Tracheitis/Laryngitis. Dann wurden die Katzen vorstellig, weil bei der einen dezente Lungengeräusche zu hören und eine generalisierte Lymphknotenschwellung festzustellen war, die nächste Rotz nieste, während die dritte gerade keine Symptome zeigte. Es war ein Kommen und Gehen, zumal die Besitzerin auch überaus besorgt war um ihre Lieblinge. Die Tiere waren geimpft und negativ im FIV und Leukose-Test. Sie sprachen unterschiedlich gut auf die therapeutischen Bemühungen an. Auffällig war, dass nach kurzer Besserung immer wieder leichte bis mittelgradige Krankheitsanzeichen auftraten, die gefühlt aus dem nichts kamen. Da gab es keine vorangegangene Ausstellung, kein typisches Erkältungswetter, keine Erkrankungen bei den Besitzern. Wenn man überwiegend mit Regulationstherapeutika arbeitet, dann ist man diesbezüglich erfolgsverwöhnt und erwartet dieserart chronisch aufflackernde Krankheitsschübe nicht. Schon gar nicht bei reinen Stubentigern. Ein Membrana nasalium comp. PlantaVet hilft in vielen Fällen zuverlässig bei Rhinitiden mit Augentränen. In hartnäckigen Fällen bzw. bei Rezidiven empfiehlt sich zusätzlich die Modulation des Immunsystems mit Pet-M® PlantaVet und Thymus comp. PlantaVet. 5 x jeden 2. Tag, danach 5 x jeden 3. Tag gegeben wendet manch Krankheitsgeschehen nachhaltig zum Positiven. Bei diesem Katzenhaushalt kam über die Zeit wirklich alles zum Einsatz. Larynx/Apis comp. PlantaVet und Bronchi comp. PlantaVet bei Husten und belegten Atemwegen, auch ein Pulmo/Stibium comp. PlantaVet beim Verdacht auf allergische oder asthmatische Reaktionen. CaniPulmin® liquid und RevivoVet® wurden von der Besitzerin angewendet und das EuphraVet PlantaVet in die geröteten Augen geträufelt. Nichts half nachhaltig. Hier konnte irgendetwas nicht stimmen. Aber was? Mehrfach äußerte ich den Verdacht, dass hier ein Problem im häuslichen Umfeld liegen könnte, und bat darum die Wohnung auf mögliche Auslöser zu prüfen. Die Suche blieb erfolglos.
Diese Pathologien zogen sich bestimmt über ein ¾ Jahr. Das war frustrierend für die Besitzer und mich als Therapeuten. Eines Tages kam die Besitzerin mit einem sehr bunten Bild in die Praxis. Das Schlafzimmer stand zur Renovierung an, und beim Wegrücken des Kleiderschrankes kam eine Pilzlandschaft zutage, die alle Farbnuancierungen abdeckte. Nach erfolgter gründlichster Renovierung waren die Krankheitsschübe bei den Katzen Geschichte – und es besserten sich der Gesundheitszustand der Besitzer.
Wenn Stressoren oder Auslöser dauerhaft auf Patienten einwirken, dann kann auch die Regulationsmedizin keinen dauerhaften Erfolg bewirken. Im Nachhinein betrachtet hätte hier vielleicht noch Eucanel® zur Verbesserung der Atemluft eingesetzt werden können. Hätte, hätte Fahrradkette. Nachher ist man immer schlauer. Zu befürchten ist, dass im kommenden Winter das Raumklima in vielen Wohnungen und Häusern schlechter wird. Der Sparzwang mit weniger Heizen und weniger Lüften, um nicht die kostbare Wärme zu verlieren, wird Schimmelbefall begünstigen.