Osteoarthritis beim Hund oder kleinem Heimtier: unverhoffte Hilfe aus dem Ei
Laut Schätzungen aus der Wissenschaft leiden 80% der geriatrischen Hunde, aber auch 20% der erwachsenen Hunde, unter primärer oder sekundärer Osteoarthritis (1). Steifheit und Inflexibilität in den Gelenken, teilweise begleitet von Lahmheiten als Ausdruck des Schmerzes, sind insbesondere bei größeren Hunderassen auch im mittleren Alter keine Seltenheit. Eine Prädisposition bringen vor allem Hunde mit kongenitalen Abnormalitäten oder traumatischen Verletzungen mit. Osteoarthritis ist aber auch bei kleinen Heimtieren ein Thema.
Hilfe für die optimale Nährstoffversorgung der Gelenke, zur Prävention und Unterstützung bei Gelenkproblemen kommt aus dem Hühnerei: die Eierschalenmembran (ESM). Sie ist reich an Proteinen und anderen Substanzen, die ebenso Bestandteile von Bändern, Sehnen, Knorpeln und Knochen sind.
Dieser neue Ansatz zur Prävention und begleitenden Therapie zeigte seine Wirksamkeit in unterschiedlichen Studien. Die tägliche Fütterung von ESM (13,5 mg/kg Körpergewicht) an Hunde führte innerhalb einer Woche zu einer signifikant verbesserten Gelenkfunktion bei gleichzeitiger Schmerzreduktion, die im Vergleich zu einer Placebogruppe auch nach 6 Wochen noch evident war und die Lebensqualität nachhaltig verbesserte. Auch ein chondroprotektiver Effekt war nach 6 Wochen täglicher Fütterung nachweisbar (2). Bei Kleintieren, wie Ratten, konnte ebenso ein Zusammenhang zwischen einer kombinierten Fütterung von ESM mit Spurenelement-Chelaten und dem Knorpelaufbau sowie einen verminderten Abbau der Knorpelsubstanz beobachtet werden (3). Weiterhin geben Ergebnisse einer Pilotstudie mit Hunden einen Hinweis darauf, dass im Vergleich zu einer Placebogruppe eine 12-wöchige Gabe von ESM zu einer Reduktion des Entzündungs-Biomarkers Interleukin-2 führen kann (4).
Somit kann die ESM nachweislich zum Erhalt und auch zum Wiederaufbau von Knorpel und Knochen beitragen und bei bestehender Erkrankung Linderung verschaffen. Sie kann vorbeugend vor Arthrose, aber auch bei beginnender Erkrankung eingesetzt werden und die Bewegungsfreude auf natürlichen Weg nachhaltig erhalten.
Was genau steckt hinter der Eierschalenmembran (ESM)?
ESM wird durch mechanische Trennung aus Hühnereierschalen gewonnen und zu einem feinen Pulver vermahlen. Sie bringt eine gute Bioverfügbarkeit mit und ist als Naturstoff sehr gut verträglich, was für einen Einsatz von ESM als Futterzusatz spricht.
Anderen Zusätzen wie beispielsweise Muschelpräparaten oder Algen ist sie in dieser Hinsicht deutlich überlegen. Ein weiterer Vorteil: die unterschiedlichen Bestandteile, wie Hyaluronsäure, Kollagen, Chondroitinsulfat, Glucosamin, Osteopontin, Elastin und Aminosäuren, verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Dieser Synergieeffekt konnte in Studien dargestellt werden und sorgt dafür, dass er 5 – 6 Mal höher ist als der Effekt der einzelnen Komponenten.
Die ESM ist Bestandteil eines jeden Hühnereis. Sie besteht aus einer äußeren und einer inneren Schicht und legt sich im Ei zwischen Schale und Eiklar. Bestehend aus Hyaluronsäure, Kollagen, Chondroitinsulfat, Glucosamin, Osteopontin, Elastin und Aminosäuren schützt sie das Ei vor Belastungen aller Art, z.B. vor Mikroorganismen und mechanischen Einflüssen.
Die Eierschalenmembran liefert wichtige Bausteine für den Gelenk- und Knorpelstoffwechsel.
Die Inhaltsstoffe der Eierschalenmembran
Hyaluronsäure. Sie ist der Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit (Synovia) und ist somit essentiell für eine schmerzfreie Bewegung. Hyaluronsäure hat die Fähigkeit, im Verhältnis zu seiner Masse, sehr viel Wasser zu binden. Die dadurch entstehende Druckbeständigkeit hält Gelenke und Bindegewebe geschmeidig. Bei gesunden Gelenken reicht die Eigenproduktion aus, bei arthritischen Gelenken jedoch nicht.
Kollagen. Es nimmt 30 % der Gesamtmasse aller Proteine im Körper ein, somit ist Kollagen das am häufigsten vorkommende Eiweiß. Kollagen ist vor allem in den unelastischen Fasern von Bändern, Sehnen, Knorpeln und Knochen vorzufinden. Dank der dichten Wicklung der langen Kollagenmoleküle bringt es eine enorme Zugfestigkeit mit und ist kaum dehnbar.
Chondroitinsulfat. Ein biologisches Makromolekül, das hauptsächlich für den Knorpelaufbau benötigt wird. Es wird von den Chondroblasten hergestellt und bildet als Bestandteil von Aggrecan einen Großteil der Knorpelmasse. Der Verlust von Chondroitinsulfat ist eines der häufigsten Ursachen bei der Entstehung von Arthrose, denn dank der elektrostatischen Abstoßung der einzelnen Molekülketten trägt es maßgeblich zum Widerstand bei Kompression bei.
Glucosamin. Es gehört zu den Aminozuckern, der Bestandteil des Bindegewebes, des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit ist. Studien deuten darauf hin, dass Glucosamin einen antiinflammatorischen und knorpelschützenden Effekt hat, weshalb es schon lange bei der Behandlung von Arthrose eingesetzt wird. Es trägt zu einer Schmerzreduktion und Minderung einer Gelenksschwellung bei, wenn es in Kombination mit z.B. Chondroitinsulfat gefüttert wird (5).
Osteopontin. Es ist ein multifunktionelles phosphoryliertes Glykoprotein, das eine wesentliche Rolle im Knochenstoffwechsel und bei der Kalzifizierung einnimmt. Aber auch bei der Immunmodulation beschleunigt es die Zellrekrutierung in Entzündungsherden.
Elastin. Elastin unterstützt die Gesundheit der Haut, Knorpel und des Rückenmarks, da es die Fähigkeit zur Regeneration nach Dehnungsprozessen und die Elastizität des Gewebes steigert. Durch den Verbund mit Kollagen sorgt es für reißfeste, aber elastische Strukturen.
Aminosäuren. Durch die Aminosäuren Desmosin und Isodesmosin, beides Komponenten des Faserproteins Elastin, wird die Elastizität des Gewebes erhöht.
Was ist bei der Fütterung zu beachten?
Die Gabe von ESM eignet sich als vorbeugende, therapiebegleitende oder dauerhafte Maßnahme bei Hunden und kleinen Heimtieren mit einer Prädisposition oder bereits bestehenden Problemen des Bewegungsapparates. Nebenwirkungen sind keine bekannt.
Idealerweise werden Präparate mit ESM mindestens über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen eingesetzt. Bei dauerhafter Zufütterung, wie es sich z. B. bei Arthrose anbietet, kann die Tagesmenge nach diesem Zeitraum meist sogar reduziert werden.
Literaturhinweise
1. Helmick CG, Felson DT, Lawrence RC, Gabriel S, Hirsch R, Kwoh CK, et al. Estimates of the prevalence of arthritis and other rheumatic conditions in the United States. Part I. Arthritis Rheum 2008; 58(1):15–25. doi: 10.1002/art.23177
2. Ruff K, Kopp K, Von Behrens P, Lux M, Mahn M, Back M. Effectiveness of NEM® brand eggshell membrane in the treatment of suboptimal joint function in dogs: a multicenter, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Vet Med (Auckl) 2016; 7:113-121 https://doi.org/10.2147/VMRR.S101842
3. Wedekind K, Coverdale J, Hampton T, Atwell C, Sorbert R, Lunnemann J, et al. Efficacy of an equine joint supplement, and the synergistic effect of its active ingredients (chelated trace minerals and natural eggshell membrane), as demonstrated in equine, swine, and an osteoarthritis rat model. Open Access Animal Physiology. 2015; 7:13-27 https://doi.org/10.2147/OAAP.S75022
4. Muller C, Enomoto M, Buono A, Steiner JM, Lascelles BDX. Placebo-controlled pilot study of the effects of an eggshell membrane-based supplement on mobility and serum biomarkers in dogs with osteoarthritis. Vet J. 2019; 253:105379. doi: 10.1016/j.tvjl.2019.105379
5. Fox B, Stephens MM. Glucosamine hydrochloride for the treatment of osteoarthritis symptoms. Clin Interv Aging. 2007; 2(4):599-604. https://doi.org/10.2147/CIA.S1632