Herzensangelegenheiten

15 Männer – alle um die 20 Lenze zählend – reihen sich entlang der Startlinie auf, alle im einheitlichen Dress: dunkelblauer Trainingsanzug mit dem Bundesadler auf der rechten Brust. Sport während der Grundausbildung bei der Bundeswehr. Der 3.000 m Lauf steht an. Damals, vor ca. 35 Jahren. Mit von der Partie ein Kamerad, der zwar klein, aber unglaublich muskulös, Bodybilder seines Zeichens. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für diese Disziplin. Wider Erwarten lief er die 7 1/2 Runden auf der Aschenbahn in respektabler Zeit – und hütete anschließend mehrere Tage die Krankenstation. Akute Überlastung der auf Maximalkraft trainierten Muskulatur mit massiven Myegelosen und ausgeprägter Myoglobinämie sowie die Gefahr nachhaltiger Nierenschädigung fesselten ihn ans Krankenbett.

Die Muskelhypertrophie war bei diesem Kameraden unzweifelhaft zu erkennen. Sozusagen offensichtlich.

Die lokale Herzmuskelhypertrophie des 8-Monate alten Kartäusers hingegen, der zwecks Kastration zur Narkose auf dem Behandlungstisch sitzt, ist nicht so leicht festzustellen und kann durchaus mal im Eifer des Gefechtes bei der Untersuchung auf Narkosefähigkeit unerkannt bleiben. So kann schnell aus einem Routineeingriff ein Narkosezwischenfall resultieren – mit möglicherweise fatalem Ausgang.

Stethoskop, Pulskontrolle, Prüfung der Schleimhautfarbe und der Kapillären Rückfüllungszeit sind durchaus probate Mittel zur Erkennung kardialer Anomalien oder Kreislauferkrankungen, aber beileibe keine Garantie. Nimmt man sich beim betagten und als Herzpatient bekannten Hund ausreichend Zeit und Ruhe für die eingehenden Untersuchungen und führt ggf. weitere Tests durch, um auch ganz sicher zu sein, nichts zu übersehen, fällt beim offensichtlichen Nicht-Risikopatienten die Untersuchung möglicherweise etwas weniger sorgfältig aus. Erschwerend kommt hinzu, dass vielfach die Besitzer die tief in die Ohren des Untersuchers gesteckten Oliven des Stethoskops mit der Aufforderung verwechseln, den Wortschwall zu intensivieren und die Lautstärke zu erhöhen (Zwinkersmiley).

Jogger und HundTückisch sind all die Patienten, die versteckt eine deutliche Beeinträchtigung der Herz-Kreislauffunktion aufweisen, diese aber noch kompensiert wird, also eben nicht offensichtlich zutage tritt. Erst auf intensives Nachfragen kommt vielleicht anamnestisch heraus, dass die Katze schon nach kurzem Toben dasitzt und mit offenem Maul nach Luft schnappt, oder der Hund Frauchen auf der Joggingrunde zunehmend ausbremst.

Zeit für ACE-Hemmer, Beta- oder Kalziumkanalblocker, Diuretika und Co.? Oder geht da mit der Regulationsmedizin noch was?

Nach meinem Dafürhalten muss diese Entscheidung in Kenntnis der Wirkungen der Präparate und unter Nutzen-Risiko Abwägung getroffen werden. Phytotherapeutika zur Unterstützung der Herzleistung werden meistens bis zum Grad II, in Ausnahmefällen bis zum Grad III der NYHA-Klassifikation empfohlen. Nach meiner Logik können Regulationstherapeutika bis zum terminalen Stadium Einsatz finden, nachher natürlich in Ergänzung zur weiteren notwendigen Medikation. Die unterschiedlichen Therapieansätze schließen sich in aller Regel nicht aus, sondern ergänzen sich durchaus sinnvoll. Vielfach ist durch den kombinierten Einsatz eine Reduktion der sogenannten schulmedizinischen Medikation bei gleichbleibender oder besserer Wirksamkeit möglich.

In dem Fall können auch unausweichliche Nebenwirkung der klassischen Medikation verringert werden.

Vereinfachend kann festgestellt werden, dass Regulationstherapeutika tendenziell schwächer wirken und die Wirkung verzögert eintritt. Dafür zeichnen sich diese Präparate durch zu vernachlässigende Nebenwirkungen aus, besitzen eine große therapeutische Breite und empfehlen sich deshalb besonders in der Langzeittherapie. Sie belasten nicht zusätzlich die meist schon überforderten Entgiftungsorgane.

Die verallgemeinerte Aussage über die tendenziell schwächere Wirkung trifft nicht auf alle Präparate oder Heilmittel zu. Wie im Erfahrungsbericht von Herrn Dr. med. vet. Bergmann nachzulesen, hilft Coffea praeparata oral erstaunlich schnell und zuverlässig bei kreislaufbedingter Schwäche bei Kühen. Auch mein eigener bald 17-jähriger Hund profitiert prompt von einem Schluck der speziellen Kaffeezubereitung bei sommerlichen Temperaturen. Denken Sie vielleicht daran, dem Kaninchenhalter der Dachgeschosswohnung im Hochsommer Coffea praeparata oral als Soforthilfe für sein hitzegeplagtes Tier zu empfehlen. Der Kreislauf wird angeregt, der Appetit und die Verdauung gefördert und die Arbeit des Immunsystems verbessert.

Neben Coffea praeparata oral haben wir viele weitere Medikamente, die je nach Situation und Befundung einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen können. (siehe Tabelle 1).

Präparat

Formulierung

Bemerkungen/Überlegungen

Scilla comp. PlantaVet

10 x 1 ml

5 x 10 ml

  • Homöopathische Niedrigpotenzen von Scilla, Crataegus, Adonis und Convallaria
  • Zur Harmonisierung der Herz-Kreislauf-Funktionen
  • Arrhythmien, Herzschwäche, kardial bedingte Ödeme

Crataegus oraplex® PlantaVet

6 x 20 ml

4 x 100 ml

  • Homöopathische Niedrigpotenzen von Adonis, Convallaria, Crataegus, Selenicereus grandiflorus, Urginea maritima (Scilla) und Veratrum album
  • Dosisanpassungen durch Anzahl der Tropfen und Frequenz der Gabe möglich

Quadruplex PlantaVet

10 x 1 ml

  • Harmonisierende, speziell auf die Funktion der homologen Organe zielende Organlysate der Organe Lunge, Herz, Leber und Niere
  • Syndrome (Reno-Cardiales S.; Cardio-Renales S.; Cardio-Pulmonales S. usw.)

Magnesium comp. PlantaVet

Magnesium comp. N PlantaVet

10 x 1 ml

 

5 x 10 ml

  • Myokardspasmen, Myopathien
  • Info: 100 g Myokard werden bei körperlicher Ruhe stärker durchblutet als 100 g Skelettmuskel bei maximaler Belastung.

Mesenchym comp. PlantaVet

Mesenchym comp. N PlantaVet

10 x 1 ml

 

5 x 10 ml

  • Organlysate u.a. von Niere, Lymphgefäß und Nabelstrang (gilt als Ur-Organ des Herz-Kreislauf-Systems)
  • Zur Anregung des Flüssigkeitsorganismus in der Körperperipherie sowie der Nierenfunktion
  • Rückführung der interstitiellen Flüssigkeit führt über die Volumenzunahme zur Anregung der Kreislauffunktion

Tabelle 1: Medikamentenauswahl zur Behandlung von Herz-/Kreislaufproblemen

Haben wir es bei Coffea praeparata oral mit einem nur aus einer Droge hergestellten Präparat zu tun, sind alle in Tabelle 1 aufgeführten Präparate Kompositionen unterschiedlicher Einzelmittel. Durch synergistische Effekte ist vielfach die oben erwähnte Wirkungslatenz dieser Präparate auf ein Minimum reduziert. Der Einsatz bei akuten Problemen ist also durchaus angezeigt.

Ein homöopathisches Einzelmittel fehlt in der Aufzählung möglicher Herz-Kreislauf-Therapeutika noch: Arnica e planta tota D5 PlantaVet. Nach H. Vogel (2000) verbessert Arnika den extrakapillaren Flüssigkeitsstrom durch das Interstitium und die Aufnahme der Flüssigkeit in den venösen Schenkel. Arnika wirkt dem Stau im venösen Kapillargebiet, also dem Versacken des Blutes in der Peripherie, entgegen. Aus dem homöopathischen Arzneimittelbild geht hervor, dass Arnika vor allem bei Herz-Kreislauf-Problemen angezeigt ist, die als Folgen von Überanstrengung, Übermüdung oder allen Verletzungen mit Blutungen auftreten. Kraftwurz ist in dem Zusammenhang eine der vielen weiteren treffenden Bezeichnungen für die Arnika.

Aus oben ausgeführten Überlegungen ergeben sich beispielhaft folgende unterstützende Medikationen bei unterschiedlichen Problemstellungen.

Die Katze mit Hyperthyreose und dadurch kaschierter Niereninsuffizienz, mit hochgradig pochendem Herzspitzenstoß und deutlichen Arhythmien wäre ein Fall für Scilla comp. PlantaVet.

Das Pferd, auffallend müde nach dem gestrigen Wettkampf oder dem anstrengenden Training, zeigt eine verminderte Pulsqualität und angelaufene Beine. Hier würde ich den Einsatz von Mesenchym comp. N PlantaVet und Arnica e planta tota D5 PlantaVet erwägen.

Der Dobermann mit deutlicher Leistungsschwäche, unregelmäßigen Herztönen und schwachem Puls infolge einer Dilatativen Kardiomyopathie könnte Quadruplex PlantaVet und Magnesium comp. PlantaVet vertragen.

Entgegen aller wissenschaftlichen Logik ist es manchmal sinnvoll, auf das gute alte Bauchgefühl zu hören. Ist da ein Störgefühl zu spüren? Hat man nur den Verdacht, dass da eine gestörte Kreislaufsituation vorhanden sein könnte, dann kann z.B. die Prämedikation mit einer Ampulle Scilla comp. PlantaVet das Risiko eines Narkosezwischenfalls reduzieren. Schaden tut es in jedem Fall nicht.

 


 

Literatur:

  • Vogel, Heinz-Hartmut, Wege der Heilmittelfindung Band 1, Natur Mensch Medizin Verlag 2000

  • Mezger, Julius, Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre, Haug Verlag 2018.

 

Themen: Herz-Kreislauf