Zwingerhusten ist ein durchaus gebräuchlicher, aber veralteter Begriff für eine Infektion der oberen Atemwege der Hunde. Erfahren Hundebesitzer heute die Diagnose Zwingerhusten, dann heißt es gleich, dass der Hund gar nicht im Zwinger leben müsse. Heute müsste die Erkrankung nach gleicher Logik Hundewiesenhusten, Hundeschulhusten oder Parkwiesenhusten heißen, da hierzulande kaum noch mehrere Hunde zusammen im Zwinger gehalten werden, hingegen ausgezeichnete Freiflächen als wahre Hundetreffpunkte dienen.
Heute spricht man von Infektiöser Tracheitis oder Infektiöser Laryngotracheitis; rein deskriptiven Begriffen. Im angloamerikanischen spricht man vom Canine infectious respiratory disease complex, kurz CIRDC. Aus dieser Bezeichnung wird zusätzlich deutlich, dass es sich um einen Symptomenkomplex handelt, der durch Infektionen hervorgerufen wird. Es handelt sich um ein Syndrom von Krankheiten, die durch verschiedene bakterielle und virale Erreger verursacht werden können. Eine Zusammenfassung der primären pathogenen Erreger, die mit dem CIRDC assoziiert werden, ist Tabelle 1 zu entnehmen. Die Inkubationszeit ist erregerspezifisch und liegt insgesamt zwischen 2 und 10 Tagen. Die heute verfügbaren Impfstoffe decken einen Teil der Erreger ab, die ggf. als Wegbereiter einer Infektion gesehen werden können. Daraus ergibt sich, dass Impfungen nicht zu einer sterilisierenden Immunität führen. Insbesondere in Gruppenunterkünften sind daher umfassendere Präventionsstrategien gefragt.
Übersicht der mit CIRDC assoziierten Erreger
Bordetalla bronchiseptica |
Mycoplasma cynos |
Streptococcus equi subsp. zooepidemicus |
Canine Adenovirus 2 |
Canine Staupevirus |
Canine Herpesvirus-1 |
Canine Parainfluenzavirus |
Canine respiratorische Coronavirus |
Häufig liegen Ko-Infektionen vor, wobei in der Praxis sicher selten ätiologische Diagnosen gestellt werden. Die große Zahl an Erregerkombinationen im Zusammenspiel mit individueller Empfänglichkeit und Immunsituation der Tiere erklären recht unterschiedliche Ausprägungen und Verläufe bei unterschiedlichen Hunden während einer Infektionswelle. Alle Erreger gelten als hochgradig ansteckend und können heute mit sehr sensitiven Analysemethoden, der PCR-Technik, nachgewiesen werden. Der bloße Nachweis von ein oder mehreren Erregern allein reicht für eine Diagnose nicht aus, da mit diesen Methoden auch Kontaminationen oder auch nicht mehr lebensfähige Erreger nachgewiesen werden können. Für eine saubere Diagnostik müsste auf alle in Tabelle 1 genannten Erreger untersucht werden. In der Humanmedizin wird in ausgewählten Praxen/Zentren im Rahmen der epidemiologischen Überwachung z.B. bei Atemwegsinfektionen auf alle infrage kommenden Erreger untersucht. Man spricht von Sentinelerhebung.
In der überwiegenden Zahl der Fälle wird die Diagnose „Infektiöse Laryngotracheitis“ durch die Anamnese und die klinische Untersuchung gestellt. Febrile oder subfebrile Zustände, geschwollene Mandibular-Lymphknoten, entzündeter Rachenring und ein sehr empfindlicher Schluckapparat und eine sehr empfindliche Trachea sind – in unterschiedlicher Ausprägung - häufige Befunde. Die Hunde leiden unter einem trockenen, sehr bellenden Husten und würgen mitunter sehr zähen, weißen Schleim aus. Häufig äußern die Besitzer den Verdacht, der Hund habe einen Fremdkörper im Hals stecken, was differentialdiagnostisch natürlich abgeklärt werden muss. Die geschwollenen Halslymphknoten und der Blick in den Fang sollten schnell Klarheit bringen. Das Allgemeinbefinden der Hunde ist meist moderat eingeschränkt.
Die Krankheit gilt als selbstlimitierend und sollte nach 1-2 Wochen überwunden sein. Um die Leidensphase der Tiere und damit der Besitzer zu verkürzen und abzumildern und um schwere Verläufe zu verhindern sollten betroffene Tiere sofort entsprechend behandelt werden. Eine Antibiose ist in den seltensten Fällen indiziert, solange es sich nicht um verschleppte Infektionen oder Erkrankungen handelt, die auf die Erstmedikation keine erwartbare Verbesserung zeigen. In solchen Fällen muss die Diagnostik ausgeweitet werden und bei entsprechenden Befunden ggf. auch ein Antibiotikum zum Einsatz kommen.
Therapie mit PlantaVet® respektive SaluVet®
Bei der Behandlung des Zwingerhustens scheint – wie bei vielen anderen Erkrankungen auch – die 80/20 Regel zu gelten, das sogenannte Pareto-Prinzip. Mit vergleichsweise geringem Aufwand (ca. 20 %) der Standardempfehlung zur Therapie (Übersicht 2) kann der überwiegende Teil der Fälle (ca. 80 %) erfolgreich behandelt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei den übrigen 20 Prozent der Fälle das tierärztliche Können gefragt ist und das therapeutische Repertoire deutlich ausgeweitet werden muss.
Standardbehandlung bei Infektiöser Laryngotracheitis des Hundes
Präparat | Dosierung |
1 x täglich 1 Ampulle über 5 Tage, dann jeden 2. Tag 1 Ampulle über 10 Tage | |
Ein- bis zweimal täglich 1 ml/10 kg Körpergewicht |
Ich will Ihnen im Folgenden Werkzeuge vorstellen, die uns zusätzlich zur Standardbehandlung zur Verfügung stehen, um den problematischeren Fällen helfen zu können.
So wie wir bei grippalen Infekten auch mal zur Schmerztablette greifen, um trotz berstendem Kopfweh und Kratzen im Hals den Tag zu überstehen, kann ich bei akuten Fällen den Hunden mit PetDolor® helfen. Die Summe der Heilpflanzen führt zur Reduktion der infektbedingten Symptome und deutlicher Besserung des Allgemeinbefindens.
Auf ein Halstuch verbrachte wenige Pumpstöße von RevivoVet® lassen die Hunde über die Zeit die ätherischen Öle einatmen, die antimikrobielle Wirkungen haben und eine Hyperämie der Atemwege bewirken, wodurch Abwehr- und Heilungsprozesse begünstigt werden können. Dieses wohlriechende Spray kann den Besitzern mitgegeben werden und erzeugt auch bei diesen eine Stimmungsaufhellung. Mit ätherischen Ölen gelingt auch gleichzeitig die Keimreduktion der Atemluft. Insbesondere in Einrichtungen, in denen viele Tiere zusammenkommen, z.B. Kliniken, Praxisräume, Tierheimen und Hundeschulen, kann durch regelmäßige Anwendung der Infektionsdruck deutlich gemindert werden. Hierfür eignet sich das Eucanel®-Konzentrat aus dem Dr. Schaette-Sortiment, das Sie über uns beziehen können. Auch dieses Spray wirkt zugleich desodorierend. Zwischen zwei Behandlungen 2-3 Pumpstöße in die Luft verbessern die Raumluft nachhaltig, hilfreich z.B. nach dem Entleeren übelriechenden Analdrüsensekretes. Zu Zeiten vor Corona konnte man in unserem Firmengebäude leicht Büros, in denen ein Infekt grassierte, am typischen Geruch von Eucanel® erkennen. Das war einmal; - heute bleibt jeder mit kleinsten Anzeichen einer Erkältung daheim.
Bleiben Infekte nicht auf die oberen Atemwege beschränkt, so können mit Bronchi comp. PlantaVet – enthält als potenzierte Organbestandteile die Nasenschleimhaut, Larynx und Bronchien - und den Lungenpräparaten Pulmo/Bryonia comp. PlantaVet und Pulmo/Stibium comp. PlantaVet weitere Abschnitte des Atmungstraktes zielgerichtet behandelt werden. Bronchi comp. PlantaVet und Pulmo/Bryonia comp. PlantaVet sind zur Behandlung akut-entzündlicher Prozesse vorgesehen, mit Pulmo/Stibium comp. PlantaVet werden Krankheitsprozesse angegangen, bei denen schon degenerativen Umbauprozesse in der Lunge vorliegen, beispielsweise bei Lungenfibrose, Asthma und COPD. Zur Intensivierung der Immunantwort eignen sich Pet-M® PlantaVet und Thymus comp. PlantaVet. Auch ein Schluck Coffea praeparata oral vermag den Organismus anzuschubsen, um dem Infekt Herr zu werden. Ist die Temperatur deutlich erhöht und das Allgemeinbefinden stärker beeinträchtigt, dann helfen einige Gaben Lachesis/Argentum comp. PlantaVet.
Bei chronischen Verläufen, vielleicht sogar mit Hinweisen zu einer Larynxparalyse, kann zusätzlich zur Standardtherapie Larynx/Levisticum comp. PlantaVet zum Einsatz kommen. Bei Pferden wird es zur Behandlung folgender Symptome empfohlen (siehe Packungsbeilage): degenerativ-reaktiv entzündliche Erkrankungen des Kehlkopfes, z.B. Laryngitis chronica, Follikulitis, Lähmung des Nervus laryngeus (Stimmbandlähmung, Kehlkopfpfeifen). Eine Umwidmung auf Hunde ist möglich und hat sich bei entsprechenden Fällen sehr bewährt.
Ein Schmankerl ist, dass die Injektionspräparate den Tieren mit herkömmlichen Apparaten auch per Inhalation verabreicht werden können. Darüber gelangen die Präparate direkt zum Ort des Geschehens.
Diese und weitere Formen der erweiterten Therapie können im Bedarfsfall mit möglicherweise notwendiger antibiotischer oder sonstigen schulmedizinischen - Behandlungen kombiniert werden.
Bei Fragen zu dieser oder weiterer Therapien erstellen wir Ihnen gerne kostenlos und absolut unverbindlich einen individuellen Therapievorschlag.
Dr. med. vet. Rüdiger Rudat
E-Mail: Ruediger.rudat@saluvet.de
Tel.: 07524-401523
Literatur
Reagan, Krystle L, and Jane E Sykes. “Canine Infectious Respiratory Disease.” The Veterinary clinics of North America. Small animal practice vol. 50,2 (2020): 405-418.