Wunderliche Heilung von Wunden

Wunderliche Heilung von Wunden

Ich erinnere mich gut, wie ich von meinem Lehrtierarzt zu Beginn meiner Assistenztätigkeit ins Achtung gestellt wurde, weil ich einem am Vortag operierten Hund Dexamethason gespritzt hatte. „Dann kann die OP-Wunde doch nicht heilen!“ war das Hauptargument in dem sonst nicht zitierfähigen Wortschwall des Cholerikers. Zu meiner Verteidigung muss ich betonen, dass die Dosis sehr gering war und dass ich die Vorgehensweise während meines Praktikums bei einem versierten Kleintierpraktiker gelernt hatte.

Was soll ich sagen? Der Hund zeigte eine normale Wundheilung. Nach 10 Tagen wurden die Fäden gezogen. Alles bestens.

Natürlich konnte ich die Sorge meines Lehrtierarztes nachvollziehen. Kortison wirkt antiproliferativ und hemmt von daher die Proliferationsphase der Wundheilung. In der Theorie vollkommen richtig. Heute werden teilweise Kortikosteroide ins Wundbett gegeben, um Komplikationen der Wundheilung mit übermäßiger Narbenbildung zu verhindern. Kortison ist als körpereigenes Hormon sicher bei allen entzündlichen Prozessen wichtiger Bestandteil der humoralen Gemengelage im Rahmen einer Wundheilung. Die Dosis macht, ob ein Ding ein Gift ist.

Ähnlich kontrovers wird der Einsatz Nichtsteroidaler Antiphlogistika im Rahmen der Wundheilung diskutiert. Die Wunde entsteht durch Zerstörung von Gewebe an äußeren oder inneren Körperoberflächen, wodurch die Barriere zwischen dem Körper und der Umgebung unterbrochen ist. Durch Freisetzung von Phospholipiden wird die Entzündungskaskade aktiviert, deren primär proinflammatorischen Endprodukte in vielfacher Hinsicht insbesondere die frühe Phase einer Wunde prägen. Hierzu gehört die Blutstillung über Thromboxan, die Chemotaxis von Immunzellen zum Ort des Geschehens, die Förderung der Angiogenese sowie die Aktivierung von Monozyten zu Makrophagen Typ M1 und Beeinflussung der Kollagen-Synthese durch Fibroblasten. Die Hemmung der Entzündungskaskade durch NSAIDs beeinflusst neben der indizierten und gewünschten Schmerzbekämpfung wichtige Vorgänge im Rahmen der Wundheilung. Auch hier scheint wieder die Dosis die Schädlichkeit zu bestimmen. Ein komplettes Unterdrücken jeglicher Entzündungen ist dabei genauso kontraproduktiv – so es überhaupt medikamentös möglich ist – wie das Zulassen übermäßiger Entzündungen. Viele Tiere erhalten perioperativ oder nach Verletzungen richtigerweise NSAIDs, und die wenigsten Tiere werden allein aufgrund der Gabe entsprechender Mittel Komplikationen der Wundheilung entwickeln.

Während also besagter Hund nach Gabe von Dexamethason keine Wundheilungsstörungen aufwies und vernünftige Gaben von NSAIDs durchaus sinnvoll sind, beobachtete ich in meiner Praxis häufig, dass vermeintlich banale Wunden partout nicht heilen wollten. Und das nicht, weil Wundinfektionen dieses verhinderten, sondern weil überaus besorgte und fürsorgliche Tierbesitzer regelmäßig die Wunde mit Antiseptika „gereinigt“ oder „behandelt“ hatten. Die Antiseptika irritieren und bremsen empfindlich die physiologischen, zum Wundverschluss führenden Vorgänge. Kurze Zeit nach Absetzten der Antiseptika war das Problem in aller Regel erledigt.

Die Unterstützung der Wundheilung

Abzess KatzeUm zu verstehen, was genau unterstützt werden soll, müssen wir uns anschauen, wie eine übliche Wundheilung abläuft. Der durch eine Wunde verursachte Barriereverlust muss vom Körper möglichst schnell wieder geschlossen werden, um weiteren Schaden vom Organismus abzuwenden. Bei Gewebeschädigungen ohne Zusammenhangsverlust der Haut oder Schleimhaut handelt es sich definitionsgemäß nicht um Wunden, sondern um Verletzungen.

Die Vorgänge bei Heilungsprozessen einer Wunde sind durchaus mit den Regenerationsprozessen von anderen Geweben zu vergleichen. Der Körper hat bei der Wundheilung der äußeren Haut oder der Schleimhaut das Rad nicht neu erfunden.

Wundheilung in 3 Phasen

Es werden folgende 3 Phasen unterschieden, die sich überlappen und fließend ineinander übergehen (siehe Abbildung 1). Alles beginnt mit einer Verletzung des Blutflusses durch Gefäßverletzungen.

Die Entzündungsphase

Das austretende Blut sowie die durch Gewebsverletzung freiwerdenden intrazellulären oder intranukleären Substanzen (Damage-associated molecular patterns - DAMPs) und möglicherweise eingedrungene Fremdstoffe oder Erreger (Pathogen-associated molecular patterns - PAMPs) aktivieren das Immunsystem und führen zur Entzündung. Die Blutgerinnung hinterlässt einen durch ein Fibrinnetz gefestigten Blutkuchen, der ein Verkleben von Wundrändern ermöglicht. Neutrophile Granulozyten bilden die erste Front des Immunsystems, deren Zytokine insbesondere diese erste Phase der Wundheilung orchestrieren. Eingewanderte und im Gewebe ruhende Monozyten reifen zu Makrophagen des Typs M1 heran, die Zelldetritus sowie Fremdmaterial phagozytieren. Ortsansässige und einwandernde sowie durch Zellteilung sich entwickelnde Fibroblasten beginnen mit der Bildung von extrazellulärer Matrix.

Damit beginnt die 2. Phase der Wundheilung, die Proliferations- oder Granulationsphase.

Der Gewebedefekt wird zunehmend durch Granulationsgewebe aufgefüllt. Gleichzeitig erfolgt der Abbau des Blutkuchens über die Fibrinolyse und die Einsprossung kleinster Kapillaren. Es kommt zur ersten Ausreifung der extrazellulären Matrix. Auch diese Phase der Wundheilung wird durch viele Wachstumsfaktoren und nunmehr vorwiegend antiinflammatorische Zytokine gesteuert. Diese Phase wird wesentlich von der Tätigkeit der M2-Makrophagen bestimmt. Diese sind mit einem Aufräumtrupp zu vergleichen, die durch Phagozytose der Neutrophilen, Bakterien und Zelltrümmer weitere Gewebeschäden verhindern. Der Switch von M1-Makrophagen zu M2-Makrophagen ist wichtige Voraussetzung für eine komplikationslose Wundheilung.

In der anschließenden Regenerationsphase erfolgt der oberflächliche Wundverschluss durch Epithelisierung. In dem Granulationsgewebe werden zunehmend Kollagenfasern eingebaut, die zur Festigkeit des Gewebes führen. Im Narbengewebe fehlen elastische Fasern, weshalb Ziel der unterstützten Wundheilung sein sollte, das Ausmaß des Narbengewebes ggf. durch guten Wundverschluss oder entsprechende Wundbehandlungen auf ein Minimum zu begrenzen.

Die endgültige Ausreifung des neu gebildeten Gewebes dauert bei größeren Wunden mehrere Monate bis zu 2 Jahren. Das Gewebe passt sich hinsichtlich der Faserausrichtung den Erfordernissen und Belastungen an. Durch Wasserentzug, Abbau eines Teils der Blutversorgung und weiterer Umbauprozesse schrumpft das Gewebe, so dass die Narbe schließlich unter dem Hautniveau liegt.

Sie alle kennen schlecht heilende Wunden. Wunden, die wieder aufreißen. Wunden, die ständig suppen. Wunden, die überschießend PferdGranulationsgewebe ausbilden. Wunden, deren Heilung aufgrund der Ausmaße jegliche Vorstellungskraft übersteigen. Ich erinnere mich an einen Hofhund, den der Bauer mit der Mistgabel fortgejagt hatte. Über die Zeit, in der der Bauer die kleine Stichwunde - hervorgerufen durch den Zinken der Mistgabel - mit dem damals üblichen Blauspray (CTC-Spray) zu behandeln versuchte, hatte sich in der Tiefe eine massive Wundinfektion breit gemacht. Als der Hund dann endlich vorgestellt wurde, konnte man nach Entfernung des nekrotischen Materials und entsprechender Wundreinigung locker einen Männerunterarm in der Oberschenkelwunde verstecken. Jeder Anatom hätte seine Freude gehabt angesichts der offen sichtbaren Strukturen. Durch bestialischen Gestank lässt sich diese Spezies erfahrungsgemäß nicht unbedingt abschrecken…

Ich hatte damals wirklich keine Vorstellung, wie der Defekt jemals wieder heilen sollte. Der Hund trug schließlich eine riesige Narbe davon, die ihn tatsächlich in den Bewegungen etwas beeinträchtigte, zeigte aber, angeregt durch entsprechende Maßnahmen, einen erstaunlich schnellen Wundverschluss. Ehrfurcht ist angezeigt angesichts der unglaublichen Leistungen des Körpers.

 Grafik Phasen der Wundheilung

 

 

 

 

 

 

Pflanzliche Helfer in der Wundbehandlung

Anhand der sehr vereinfacht wiedergegebenen Erkenntnisse zu den Vorgängen bei einer Wundheilung, die in ihrer Komplexität noch gar nicht endgültig beschrieben werden kann, ist ersichtlich, dass wir mit einer Monosubstanz - eingesetzt nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip - hier wenig ausrichten können. Die unterschiedlichen Phasen der Wundheilung beinhalten zum Teil antagonistische Vorgänge in unmittelbarer lokaler Nähe oder in direkter zeitlicher Abfolge. Proinflammatorische Vorgänge werden abgelöst durch antiinflammatorische Signale. Fibrinolyse des durch den Blutaustritt entstandenen Blutkuchens und Fibrogenese zum Aufbau des Gewebes laufen parallel ab. Bei großflächigen Wunden finden wir mitunter Wundbereiche, die sich schon in der Regenerationsphase befinden neben Arealen, die noch deutliche Entzündungsanzeichen aufweisen.

Viele Einzeluntersuchungen zur Wirksamkeit von Heilpflanzen belegen eindrucksvoll, dass der vormals traditionelle Einsatz bestimmter Pflanzen zur Wundbehandlung heute definitiv evidenzbasiert erfolgt. Die aus den Multi-Target-Wirkungen resultierenden Gesamteffekte einzelner oder Kombinationen unterschiedlicher Heilpflanzen, die vielfach eher regulativen Natur sind, machen die Vielstoffgemische zu idealen Helfern in der Wundheilung. Stockende Prozesse werden angekurbelt und überschießende gebremst.

Tabelle 1 listet die nachgewiesenen Wirkungen einiger wichtiger Heilpflanzen auf, die vielfach zur Wundbehandlung empfohlen und eingesetzt werden.

 Tabelle Wirkung von Heilpflanzen zur Wundbehandlung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In unterschiedlicher Zusammensetzung und in Kombination mit weiteren wichtigen Inhaltsstoffen finden Sie diese Who´s Who der Wundheilung in den zahlreichen Präparaten von PlantaVet®, die im Rahmen der Unterstützung von Wundheilungen Einsatz finden.

Wann welches Produkt zum Einsatz kommen sollte müssen Sie entscheiden. Als Entscheidungshilfe hier ein Steckbrief der wichtigen Therapeutika:

PlantaVet® Sortiment zur Wundbehandlung

PhlogAsept® PlantaVet

  • wirksame Desinfektion auch gegen multiresistente Keime
  • viele Einsatzmöglichkeiten über die Wahl der Konzentration
  • Wundspülung, Desinfektion mit gleichzeitiger Anregung der Wundheilung
  • Indiziert in der Akutbehandlung

 

VulnoPlant® Wundpflege-Spray

  • Wundabdeckung, Desinfektion und Förderung der Hautbildung
  • Berührungsloses Auftragen
  • v.a. in der frühen Phase der Wundheilung

 

VulnoPlant® Wundpflege-Creme

  • Antimikrobielle Wirkstoffe in Kombination mit Heilpflanzen und Honig, die die Gewebeneubildung unterstützen
  • Wundrandversorung
  • Analdrüsen, Ohren
  • Über alle Phasen der Wundheilung

 

AkuDerma® Lotion

  • Linderung des Juckreizes
  • Beruhigung empfindlicher, schmerzhafter Haut
  • Bei oberflächlichen Hautirritationen und schrundiger Haut

 

DermaCheval®

  • Siehe AkuDerma®

 

Neben der lokalen Wundbehandlung mithilfe der Externa bieten sich zur unterstützenden Behandlung auch potenzierte Präparate sowie innerlich anzuwendende Phytotherapeutika an. Eine Auswahl finden Sie hier:

Arnica e planta tota PlantaVet D5

  • Akutmittel bei Traumata
  • Prophylaktische Gabe vor OPs
  • Beschleunigung aller Phasen der Wundheilung
  • Heilung innerer Verletzungen

 

Lachesis/Argentum comp. PlantaVet

  • Einsatz bei Tendenz zu nekrotischem und infektiösem Geschehen

 

Mesenchym comp. (N) PlantaVet

  • Rückführung interstitieller Schwellungen/Ödeme ins Gefäßsystem
  • Stärkung des Bindegewebes und Anregung der Regeneration

 

PetDolor®, PlantaDolor®

  • Modulation von entzündlichen und schmerzhaften Prozessen, dabei keine Irritation der Wundheilung
  • Verbesserung der Mikrozirkulation und damit der Blutversorgung im Wundgebiet

 

PlantaHepar®, HeparCheval®

  • Verbesserung der Stoffwechsel- und Entgiftungsleistung
  • v.a. bei chronischen oder schlecht heilenden Wunden

 

Sicher können Sie viele Beispiele ungewöhnlicher Wundheilungen aus Ihrem Praxisalltag beitragen. Ich freue mich über Ihre Erfahrungsberichte,

möglichst mit aussagekräftigen Bildern. Gerne können Sie mir Ihre Praxisbeispiele per E-Mail an ruediger.rudat@saluvet.de zusenden.

Themen: Wunden